Vor 78 Jahren, am 6. August 1945, ließ ein amerikanischer B-29-Superfortress-Bomber auf Befehl von Präsident Harry Truman eine Atombombe mit dem Spitznamen „Little Boy“ auf die japanische Stadt Hiroshima fallen.
Das National WWII Museum schreibt, dass die Bombe „die Stadt in einem blendenden Blitz aus Hitze und Licht verschlang. Die Temperatur in Bodennähe erreichte in weniger als einer Sekunde 7.000 Grad Fahrenheit. Menschen, die sich eine halbe Meile von Ground Zero entfernt befanden, wurden von der Bombe eingeäschert. Bronzestatuen schmolzen, Dachziegel buken aneinander, und die ungeschützte Haut von Menschen, die meilenweit entfernt standen, verbrannte durch die freigesetzte intensive Infrarotenergie. Mindestens 80.000 Menschen waren auf der Stelle tot“. Die Bombe zerstörte 70 Prozent aller Gebäude in Hiroshima, und bis Ende 1945 waren schätzungsweise 140.000 Menschen gestorben. Die Überlebenden litten unter erhöhten Raten von Krebs und chronischen Krankheiten.
Das National Museum of Nuclear Science and History erklärt, dass diejenigen, „die sich in der Nähe des Epizentrums der Explosion befanden, durch die Intensität der Hitze schlicht verdampft wurden. Ein Mann hinterließ nur einen dunklen Schatten auf den Stufen der Bank, auf der er saß... Viele andere in Hiroshima, die weiter vom Epizentrum des Little Boy entfernt waren, überlebten die erste Explosion, wurden aber schwer verwundet und erlitten überall am Körper Verletzungen und Verbrennungen. Unter den Menschen herrschten Panik und Chaos, während sie nach Nahrung und Wasser, medizinischer Hilfe, Freunden und Verwandten suchten und vor dem Feuersturm zu fliehen versuchten, der viele Wohnbezirke erfasste.“
Ein Zeuge: „Das Aussehen der Menschen war... Nun, sie hatten alle eine von Verbrennungen geschwärzte Haut... Sie hatten keine Haare, weil ihre Haare verbrannt waren, und man konnte auf den ersten Blick nicht erkennen, ob man sie von vorne oder von hinten ansah... Viele von ihnen starben auf der Straße – ich kann sie mir immer noch vor mir sehen, wie wandelnde Geister... Sie sahen nicht wie Menschen von dieser Welt aus.“
Drei Tage später, noch bevor die japanischen Behörden die Situation einschätzen konnten, genehmigte Truman die Zündung einer zweiten, etwas größeren Bombe namens „Fat Man“, in Nagasaki. „Es wird geschätzt, dass zwischen 40.000 und 75.000 Menschen [in Nagasaki] unmittelbar nach der Atomexplosion starben, weitere 60.000 Menschen erlitten schwere Verletzungen. Die Gesamtzahl der Todesopfer bis Ende 1945 könnte 80.000 erreicht haben.“ (National Museum of Nuclear Science and History) In den beiden Städten starben etwa 200.000 bis 250.000 Menschen unmittelbar durch das US-Kriegshandeln, gefolgt von unzähligen weiteren in den folgenden Jahren.
Diese Bombenabwürfe zählen zu den schrecklichsten Kriegsverbrechen, die je begangen wurden. Bis heute wurden Atomwaffen ausschließlich von der US-Regierung und ihrem Militär eingesetzt, der selbsternannten Führung der „freien Welt“.
Der Physiker Leo Szilard warf später die Frage auf: Wenn Nazi-Deutschland Atombomben auf zwei Städte in den USA abgeworfen, den Krieg aber trotzdem verloren hätte – „kann irgendjemand daran zweifeln, dass wir dann den Abwurf von Atombomben auf Städte als Kriegsverbrechen definiert hätten und dass wir die Deutschen, die sich dieses Verbrechens schuldig gemacht haben, in Nürnberg zum Tode verurteilt und gehängt hätten?“
Die Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki mitsamt ihrer Bevölkerung war nicht durch eine militärische Notwendigkeit im herkömmlichen bürgerlichen Sinne gerechtfertigt, wie jeder objektive Beobachter festgestellt hat. Japan war zu diesem Zeitpunkt als Gegner bereits besiegt. Selbst der Kriegstreiber Gen. Douglas MacArthur erklärte später dem Journalisten und Autor Norman Cousins, dass er „keine militärische Rechtfertigung für den Abwurf der Bombe“ gesehen habe. Der Krieg hätte schon Wochen früher enden können, sagte er [MacArthur], wenn die Vereinigten Staaten, wie sie es später ohnehin taten, der Beibehaltung der Institution des Kaisers zugestimmt hätten“.
In seinen Memoiren schrieb Dwight D. Eisenhower über seine „schweren Bedenken“: „Japan war bereits besiegt und... der Abwurf der Bombe war völlig unnötig... Ich war der Meinung, dass unser Land es vermeiden sollte, die Weltöffentlichkeit durch den Einsatz einer Waffe zu schockieren, deren Verwendung meiner Meinung nach nicht mehr zwingend notwendig war, um amerikanische Leben zu retten.“
Das in den US-Medien immer noch kolportierte Argument, wonach die Bombardierung „amerikanische Leben“ gerettet habe, war eine nachträgliche Fiktion, um die schreckliche, bluttriefende Tat zu entschuldigen.
Die tieferen Beweggründe hinter den Bombenabwürfen waren das Ziel des amerikanischen Imperialismus, die Sowjetunion im Rahmen des sich bereits entwickelnden Kalten Krieges zu terrorisieren. Wie der kürzlich erschienene Film „Oppenheimer“ deutlich macht, war „Trinity“ – der Codename für den ersten Kernwaffentest – für den 16. Juli 1945 geplant, damit Truman Stalin und die sowjetische Delegation auf der Potsdamer Konferenz, die am folgenden Tag eröffnet wurde, mit der Bombe einschüchtern konnte. Die Idee bestand darin, dass die US-Regierung keine Zugeständnisse eingehen müsste und die sowjetische Führung zwingen könnte, sich ihren Forderungen zu beugen.
Als die Bombe im Rahmen des Manhattan-Projekts entwickelt wurde, ging die Truman-Regierung davon aus, dass ihr vermeintliches Nuklearmonopol die globale Vormachtstellung der USA auf Jahre hinweg sichern würde. Diese Vorstellung wurde von den Wissenschaftlern als Wahnvorstellung betrachtet, da sie wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die UdSSR die Bombe entwickeln würde. Truman behauptete in seiner Ignoranz, dass „diese Asiaten“ (in der Sowjetunion) niemals eine so komplizierte Waffe bauen könnten.
Als die UdSSR im August 1949 ihren ersten erfolgreichen Kernwaffentest durchführte, löste dieses Ereignis besinnungslose Ausbrüche von Antikommunismus aus, die Teil eines bereits weit fortgeschrittenen Prozesses waren.
Kurz darauf entwickelte die Kriegsplanungsabteilung der US-Air-Force in Abstimmung mit faschistischen Persönlichkeiten wie Gen. Curtis LeMay einen Vorschlag, der laut einem Profil über LeMay von 1995 in der Zeitschrift New Yorker „die Zerstörung von siebzig sowjetischen Städten in dreißig Tagen mit 133 Atombomben vorsah, was bis zu 2,7 Millionen Tote und weitere vier Millionen Verletzte zur Folge hätte. Die amerikanischen Air-Force-Strategen hatten einen Namen für einen solchen Angriff, wie ihn LeMay vorschlug: ‚Auslöschung einer Nation‘.“
In einer Vorlesung, die er im April 1956 am National War College hielt, plädierte LeMay für Angriffe auf die Sowjetunion und stellte die Möglichkeit in Aussicht, dass die Sowjetunion zwischen „Sonnenuntergang heute Abend und Sonnenaufgang morgen früh wahrscheinlich aufhören würde, eine bedeutende Militärmacht oder sogar eine bedeutende Nation zu sein... Bei Morgendämmerung könnte diese Nation unendlich viel ärmer sein als China, weniger Einwohnern als die Vereinigten Staaten haben und vielleicht für Generationen zu einer agrarischen Existenz verdammt sein.“
Der Hauptgrund dafür, dass die USA nach den Bombenangriffen im August 1945 keine Atombomben einsetzten, war die Angst vor einem Vergeltungsschlag der Sowjetunion – obwohl Persönlichkeiten wie LeMay für „Präventivschläge“ plädierten, bevor die UdSSR ihre Luftabwehr entwickeln konnte. Wenn nicht die Angst vor sowjetischen Vergeltungsmaßnahmen gewesen wäre, scheint es sicher zu sein, dass die äußerst geringen Skrupel der US-amerikanischen herrschenden Elite mit der gleichen kalten Gleichgültigkeit überwunden worden wären wie im Jahr 1945.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Im Zuge der Beziehung, die als „Mutual Assured Destruction“ (Gegenseitig zugesicherte Zerstörung, MAD) bekannt wurde, setzten weder in den Jahrzehnten des Kalten Krieges weder die USA noch die UdSSR diese verheerenden Waffen ein. Wissenschaftler haben jedoch immer wieder davor gewarnt, dass die Existenz von Atomwaffen unweigerlich zu deren Weiterverbreitung führen würde.
Die offizielle Gesamtzahl von etwa 13.000 Atomwaffen teilt sich heute auf die USA, Russland, China, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea auf, wobei sechs weitere Länder bekannt sind, die sie beherbergen: Italien, die Türkei, Belgien, Deutschland, die Niederlande und Belarus.
Allein die Existenz dieser Massenvernichtungswaffen birgt die große Gefahr, dass sie an einem bestimmten Zeitpunkt in einer schweren Krise gegen ausländische Feinde oder sogar gegen die inländische Opposition eingesetzt werden.
Der Jahrestag des Bombenangriffs auf Hiroshima und der Kinostart von Oppenheimer, der beim Publikum offensichtlich einen Nerv der Beunruhigung getroffen hat (der Film hat an den weltweiten Kinokassen mehr als 550 Millionen Dollar eingespielt), müssen vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Entwicklungen gesehen werden.
Die Biden-Regierung und ihre Nato-Verbündeten haben die MAD-Doktrin nahezu unverhüllt zurückgewiesen und wiederholt erklärt, dass sie sich von der Gefahr eines Atomkriegs nicht „abschrecken“ lassen werden. Dies wird von den US-amerikanischen und europäischen Medien nicht beanstandet, sondern bejubelt. Damit reagierten sie auf die Befürchtung, die USA seien „derart besorgt über Atomwaffen und den Dritten Weltkrieg, dass wir uns völlig abschrecken lassen“. So formulierte es Philip Breedlove, ein pensionierter Vier-Sterne-General der US-Luftwaffe, der die US-Streitkräfte in Europa leitete und von 2013 bis 2016 als Nato-Oberbefehlshaber fungierte.
Die Behauptung, die USA seien nicht mehr „besorgt über Atomwaffen und den Dritten Weltkrieg“, kann, wenn Sprache überhaupt eine Bedeutung hat, nur bedeuten, dass die US-amerikanische herrschende Klasse beabsichtigt, ihre rücksichtslosen, räuberischen Ziele ohne Rücksicht auf die Konsequenzen zu verfolgen. Nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Unvermeidlichkeit einer nuklearen Vernichtung wird die US-Regierung, die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und der anderen Nato-Mächte nicht zurückhalten.
In den herrschenden Kreisen herrscht jetzt völlige Skrupellosigkeit.
Hier sind wir nun angekommen, 78 Jahre nach der Katastrophe von Hiroshima. Was die bürgerliche Gesellschaft betrifft, so herrscht ein enormer sozialer, politischer und moralischer Rückschritt. Die Alternativen sind heute Sozialismus oder Barbarei – die Machtübernahme der Arbeiterklasse oder die Beendigung der menschlichen Existenz durch den Kapitalismus.