Das politische Establishment Kanadas versucht, mit Unterstützung der Medien, die Ehrung des 98-jährigen Waffen-SS-Veteranen Jaroslaw Hunka durch das Parlament am letzten Freitag als bedauernswerten Ausrutscher darzustellen, für den ausschließlich der Sprecher des Unterhauses Anthony Rota verantwortlich sei.
Die World Socialist Web Site hat dieses falsche Narrativ bereits umfassend entlarvt.
Wir veröffentlichen hier einen Artikel, der erstmals am 29. Juli 2019 auf der englischen WSWS erschienen ist. Er zeigt auf, wie und warum Kanada seine Tore für Hunka und etwa 2.000 ukrainischen SS-Veteranen geöffnet hat. Wie in dem Artikel erklärt wird, stand dahinter das größere politische Ziel, den ukrainischen faschistischen Verbündeten der Nazis einen sicheren Zufluchtsort zu bieten, um sie für die Interessen des kanadischen Imperialismus im In- und Ausland zu benutzen.
In Zusammenarbeit mit dem Ukrainian Canadian Congress (UCC), der zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf Geheiß der Regierung gegründet wurde, benutzte Ottawa die ukrainischen Faschisten, um linke Einflüsse innerhalb der großen ukrainisch-stämmigen Arbeiter- und Bauernschaft Kanadas und in der Arbeiterbewegung im Allgemeinen zu bekämpfen. Daneben hat die Regierung auch mit dem UCC, der CIA und dem britischen Geheimdienst zusammengearbeitet, um einen aggressiven antikommunistischen und antirussischen ukrainischen Nationalismus zu schüren.
In den letzten Jahrzehnten hat die kanadische Regierung unter den Liberalen ebenso wie den Konservativen mit Washington und seinen Nato-Partnern daran gearbeitet, die Ukraine in die Nato und die Europäische Union einzubinden. Deshalb ist auch das Bündnis mit dem UCC und der extremen Rechten in der Ukraine zu einem immer wichtigeren Element der kanadischen Außenpolitik geworden.
Eine umfangreichere Untersuchung des Bündnisses zwischen dem kanadischen Imperialismus und der extremen Rechten in der Ukraine findet sich in der WSWS-Artikelserie „Die faschistischen Freunde des kanadischen Imperialismus“, darunter im vierten Teil „Wie Ottawa den ukrainischen Faschisten Zuflucht bot und den rechtsextremen ukrainischen Nationalismus protegierte und stärkte“.
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Anfang des Monats [Juli 2019] war Kanada Gastgeber der dritten Ukraine Reform Conference, einem Treffen von Diplomaten und Regierungsvertretern aus mehr als 100 Ländern. Ihr Ziel war es, Kiew noch direkter unter die geopolitische und wirtschaftliche Vorherrschaft der westlichen imperialistischen Mächte zu bringen.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau kündigte nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Rande der Konferenz an, Kanada werde „der Ukraine gegen russische Einmischung und Aggression beistehen“ und sie im Kampf zur Beendigung der „illegalen Annektierung“ der Krim unterstützen.
Trudeaus Darstellung Russlands als der Aggressor in der Ukraine und Osteuropa stellt die Realität auf den Kopf. Sie unterschlägt die Tatsache, dass Kanada eine wichtige Unterstützerrolle in dem von den USA organisierten und von faschistischen Kräften angeführten Putsch vom Februar 2014 gespielt hat. Bei diesem Putsch wurde der gewählte ukrainische Präsident gestürzt und ein rechtsextremes prowestliches Regime an die Macht gebracht. Ebenso verschwiegen wird, dass der Putsch von 2014 die Fortsetzung langjähriger, von den USA angeführter und von Kanada unterstützter Bestrebungen war, die Nato bis an Russlands Grenzen auszuweiten und die Ukraine an den Westen zu binden.
Seither spielt der kanadische Imperialismus eine führende Rolle beim Kriegskurs der USA und der Nato gegen Russland. Ottawa hat u.a. Washingtons Rückzug vom INF-Atomwaffenvertrag mit Russland unterstützt, die Führung über eines der vier neuen „vorgelagerten“ Bataillone der Nato in Polen und den drei baltischen Staaten übernommen und einen Großteil der Truppen gestellt, sowie seit 2015 in der Ukraine 200 kanadische Soldaten stationiert, um bei der Vorbereitung des Militärs und der Nationalgarde des Landes auf die „Befreiung“ des ukrainischen Staatsgebiets zu helfen, wie Trudeau es formulierte.
Doch Kanadas enges Bündnis mit rechtsextremen ukrainischen Nationalisten begann nicht erst 2014 und auch nicht im Dezember 1991, als Kanada die Ukraine als erstes westliches Land als souveränen Staat anerkannte. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kanada zum Zufluchtsort für rechtsextreme ukrainische Nationalisten, von denen viele mit den Nazis kollaboriert hatten, sowohl in ihrem Streben nach „Lebensraum“ durch die Eroberung der Sowjetunion als auch beim Völkermord und der „Endlösung der Judenfrage“.
Angesichts der von den USA angeführten militärisch-strategischen Offensive gegen die Sowjetunion, die euphemistisch als Kalter Krieg bezeichnet wurde, wurden diese ultrareaktionären politischen Kräfte zu nützlichen Verbündeten, besonders aufgrund ihres erbitterten Antikommunismus und ihrer Feindseligkeit gegenüber allem, was mit der Sowjetunion in Verbindung gebracht wurde.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit öffnete die damalige liberale Regierung Kanadas in enger Zusammenarbeit mit den amerikanischen und britischen Geheimdiensten die Tore Kanadas für ukrainische Nazi-Kollaborateure. Darunter waren auch Mitglieder der berüchtigten 14. Grenadier-Division der Waffen-SS, auch bekannt als Division Galizien.
Zu den Nutznießern dieser Politik gehörte Michail Tschomiak, der Großvater der derzeitigen kanadischen Außenministerin Chrystia Freeland. Während des Kriegs war Tschomiak Redakteur der nazifreundlichen ukrainisch-nationalistischen Zeitung Krakivs’ki Visti, welche die Maschinen einer jüdischen Zeitung nutzte, die von den Nazis beschlagnahmt und eingestellt worden war. Tschomiak flüchtete 1944 vor der vorrückenden Roten Armee nach Wien und emigrierte von dort aus in den Norden Albertas.
Wie viele Nazi-Kollaborateure ins Land kamen, wurde erst in den 1980er Jahren öffentlich bekannt. Alti Rodal führte im Auftrag der Deschênes-Untersuchungskommission zu Kriegsverbrechern in Kanada, die von der Regierung in Auftrag gegeben wurde, eine umfangreiche Studie durch. Es wurden Akten gefunden, die bewiesen, dass Agenten des US-Geheimdienstes Nazi-Kollaborateure aus Osteuropa mit falschen Papieren durch das kanadische Einwanderungssystem geschleust hatten. Rodal enthüllte, dass die kanadische Einwanderungsbehörde zahlreiche identisch verfasste Anträge von einer Adresse in Westdeutschland erhalten hatte. Bei genauerer Betrachtung erwies sich diese Adresse als US-Militärstützpunkt.
Die progressiv-konservative Regierung von Brian Mulroney hatte die Deschênes-Kommission 1985 gegründet, als die öffentliche Empörung über die Enthüllungen zunahm, dass Nazis und ihre Komplizen in Kanada einen sicheren Zufluchtsort gefunden hatten. Sie beauftragte die Kommission mit der Identifizierung von Nazi-Kriegsverbrechern, die sich im Land aufhielten.
Etwa zur gleichen Zeit schätzte das Simon Wiesenthal Center, dass in den Jahren nach Kriegsende mehr als 2.000 Nazis und Kollaborateure nach Kanada emigriert waren. Ein Vierteljahrhundert später, im Jahr 2011, stufte es Kanada in seinem Jahresbericht, in dem es die Anstrengungen der Länder bei der Verfolgung von Kriegsverbrechern bewertete, mit einer „Sechs Minus“ ein. Damit stand Kanada auf einer Stufe mit der Ukraine und den ehemaligen baltischen Republiken, d.h. mit Ländern, in denen die rechten nationalistischen Regime, die aus der Auflösung der Sowjetunion durch die stalinistische Bürokratie hervorgegangen sind, offen die Ultranationalisten verehren, die sich beim Überfall auf die Sowjetunion mit den Nazis verbündet hatten.
Kriegsverbrecher in Kanada
Ein Großteil derjenigen, die nach Kanada gelangten, waren Mitglieder der SS-Division Galizien, die aus nationalistischen ukrainischen Freiwilligen bestand und während des Vernichtungskriegs der Nazis gegen die Sowjetunion an der Seite der Wehrmacht gegen die Rote Armee kämpften. „Operation Barbarossa“, der Überfall auf die Sowjetunion, begann im Juni 1941 mit dem Angriff von drei Millionen Soldaten der Wehrmacht, der verbündeten Achsenmächte und der faschistischen Freiwilligentrupps. Der Feldzug bereitete den Boden für den Holocaust und kostete 27 Millionen Sowjetbürgern das Leben.
Bei der Unterdrückung der Bevölkerung und der Vernichtung der Juden in ganz Osteuropa und vor allem in der Sowjetunion stützten sich Hitlers Wehrmacht und seine SS-Stoßtruppen auf die loyale Kollaboration ultrarechter antisemitischer Kräfte. Unter den ukrainischen Nationalisten im besetzten Polen und der UdSSR fanden die Nazis eifrige Kollaborateure. Die Division Galizien wurde 1943 aus Freiwilligen gebildet, die aus der faschistischen Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) rekrutiert wurden. Deren zwei Fraktionen, die OUN (unter Melnyk) und die OUN (unter Bandera) hatten den Beginn von Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion begrüßt, sich aktiv am Holocaust beteiligt und bis 1945 mit den Nazis gegen die Rote Armee gekämpft.
Die Massaker der Division an der polnischen und jüdischen Zivilbevölkerung sind umfangreich dokumentiert, u.a. in Huta Pieniacks, in Podkamien und Palikrowy. In Podkamien wurden 100 polnische Zivilisten in einem auf einem Hügel gelegenen Kloster und mindestens weitere 500 Menschen in den umliegenden Dörfern massakriert, als sich die Rote Armee im März 1944 dem von den Deutschen besetzten Gebiet näherte.
Mitglieder der Division Galizien durften anfangs wegen ihrer SS-Mitgliedschaft nicht nach Kanada einreisen. Doch 1950 appellierte Großbritannien an die Commonwealth-Staaten, freiwillig insgesamt 9.000 Angehörige der Division aufzunehmen, die sich damals in Großbritannien aufhielten, nachdem sie bei Kriegsende von britischen Truppen entwaffnet worden waren.
Als das kanadische Außenministerium aufgrund der Beschwerden des Canadian Jewish Congress (CJC) Bedenken wegen der Beziehungen der Division zu den Nazis und ihrer Rolle bei den Gräueltaten der Nazis äußerte, bestand die britische Regierung darauf, dass sie Hintergrundprüfungen durchgeführt habe. Das britische Außenministerium behauptete: „Diese Männer wurden während ihres Aufenthalts in Italien von sowjetischen und britischen Vertretungen durchleuchtet, und weder damals noch später wurden irgendwelche Beweise dafür gefunden, dass einer von ihnen gegen die westlichen Alliierten gekämpft hat oder an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt war. ... Seit sie in dieses Land gekommen sind, haben sie sich gut verhalten und in keiner Weise gezeigt, dass sie mit irgendeiner Spur von Nazi-Ideologie infiziert sind.“
Unter dem politischen Deckmantel dieses Schreibens erklärten Premierminister Louis St. Laurent und sein Kabinett, die Mitglieder der Division Galizien dürften nach Kanada einreisen, sofern nicht bewiesen werden könne, dass sie persönlich Gräueltaten an der Zivilbevölkerung auf der Grundlage von „Rasse, Religion oder nationaler Herkunft“ begangen hätten. Allein die Tatsache, Mitglied der Division Galizien gewesen zu sein, sei kein Grund für eine Verweigerung der Einreise, obwohl laut den Nürnberger Prozessen alle Mitglieder der Waffen-SS aufgrund ihrer führenden Rolle beim Holocaust, anderen Verbrechen und der blutigen Unterdrückung der Zivilbevölkerung als mitschuldig an Kriegsverbrechen eingestuft wurden.
Die Zuwanderung von Nazi-Verbrechern und ihren Verbündeten hielt nach Kriegsende mehr als ein Jahrzehnt an und war ein wichtiger Faktor für Kanadas Entwicklung zu einem politisch-ideologischen Zentrum des rechtsextremen ukrainischen Nationalismus während des Kalten Kriegs.
Der kanadische Historiker Irving Abella, der derzeit als Professor für kanadisch-jüdische Geschichte an der Universität York lehrt, erklärte 1997 in der CBS-Sendung „60 Minutes“ offen, welches politische Klima damals herrschte: „Eine Möglichkeit, in der Nachkriegszeit nach Kanada zu kommen, war das Vorzeigen der SS-Tätowierung. Damit bewies man, dass man ein Antikommunist war.“
Bei diesem Kurs arbeitete Ottawa eng mit den US-Behörden zusammen, die in ähnlicher Weise Ex-Nazis die Einreise in die USA erlaubten und Hunderte von ihnen als Spione gegen die Sowjetunion und die mit ihr verbündeten Regime in Osteuropa einsetzten. Laut dem investigativen Journalisten Eric Lichtblau waren mehr als 1.000 ehemalige Nazis in Europa, den USA, im Nahen Osten und in Lateinamerika für die CIA im Einsatz.
Die Politik der offenen Tür gegenüber Nazi-Kollaborateuren stand in scharfem Gegensatz zur kalten Schulter, die Kanada den Juden zeigte, die verzweifelt vor Verfolgung flohen. Abella ist Mitverfasser des bekannten Buchs None is Too Many: Canada and the Jews of Europe, das 1983 kurz vor der Gründung der Deschênes-Kommission veröffentlicht wurde. Abella und Harold Troper schilderten, wie Kanada zwischen 1936 und 1945 nur 5.000 jüdische Flüchtlinge aufnahm. Besonders berüchtigt ist, dass Kanada zu den Ländern gehörte, die den 900 jüdischen Flüchtlingen auf dem Schiff MS St. Louis, das im April 1939 aus Hamburg nach Amerika fuhr, Asyl verweigerten. Die Weigerung Kanadas, auch nur einen der Flüchtlinge aufzunehmen, zwang die St. Louis zur Rückkehr nach Europa, wo später mehr als 200 ihrer Passagiere im Holocaust starben.
Entlastung der Division Galizien
Da die Mitglieder der Division Galizien weiterhin von höchsten Stellen der Regierung und anderen Kreisen des Establishments geschützt wurden, gestand die Deschênes-Kommission der Bruderschaft der Veteranen der Ersten Division der ukrainische Nationalarmee (Division Galizien) bei ihren Anhörungen einen besonderen Status als Intervenienten zu. Das bedeutet, dass sie Zeugen ins Kreuzverhör nehmen, vom üblichen Recht auf die Vorlage juristischer Dokumente Gebrauch machen und ihre eigenen Aussagen machen durften.
Die Nazi-Kriegsverbrecherkommission lehnte auch Angebote der Sowjetunion ab, in der UdSSR Zeugenaussagen zu sammeln. Ihre Begründung war, Moskau habe kanadischen Beamten nicht erlaubt, Zeugen gemäß den kanadischen Regeln der Beweisführung zu vernehmen.
Es war ein Skandal, als die Deschênes-Kommission die Division Galizien in ihrem Abschlussbericht im Dezember 1986 von jeglichem Fehlverhalten freisprach. Ihre wichtigsten Erkenntnisse in diesem Zusammenhang lauteten: „Die Division Galizien (14. Waffen-Grenadier-Division der SS [galizische Nr. 1] sollte nicht als Gruppe angeklagt werden... Vorwürfe wegen Kriegsverbrechen gegen Mitglieder der Division Galizien wurden nie bestätigt – weder 1950, als sie erstmals erhoben wurden, noch 1984, als sie erneut erhoben wurden, noch vor dieser Kommission.“
Die Kommission wies auch den Vorwurf, dass Hunderte oder sogar Tausende von Nazi-Kriegsverbrechern und ihre Verbündeten nach Kanada eingewandert seien, zurück und bezeichnete diese Zahlen als „völlig übertrieben“.
Eine weitere ukrainisch-nationalistische Organisation, die besondere Vertretungsrechte vor der Deschênes-Kommission erhielt, war das Ukrainian Canadian Committee (UCC), das sich inzwischen in Ukrainian Canadian Congress umbenannt hat. Im Jahr 1950 hatte sich das UCC erfolgreich für die Aufhebung des Einreiseverbots für Veteranen der Division Galizien eingesetzt.
Der UCC hält weiterhin das Erbe der Division Galizien hoch. Am Gedenktag im Jahr 2010 bezeichnete die Organisation in einer Pressemitteilung die ukrainischen Veteranen der Waffen-SS als Kämpfer für „die Freiheit ihres angestammten ukrainischen Heimatlandes“. Die Pressemitteilung stammte von Paul Grod, dem derzeitigen Chef der UCC. Grod begleitete Trudeau und zuvor seinen konservativen Vorgänger Stephen Harper auf ihren Reisen in die Ukraine.
Der Fall Wladimir Katriuk
Niemand sollte glauben, die Verteidigung von Nazi-Kriegsverbrechern durch die kanadische herrschende Elite gehöre der Vergangenheit an.
Im Jahr 2015 starb in Québec der Ukrainer und ehemaliges SS-Mitglied Wladimir Katriuk im Alter von 93 Jahren. Sein Werdegang ist beispielhaft dafür, wie der kanadische Staat aktiv dazu beitrug, Nazi-Kriegsverbrecher vor der Justiz zu schützen.
Katriuk, der 1951 unter falschem Namen nach Kanada kam, wurde wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Am besten dokumentiert ist seine Beteiligung am Massaker von Chatyn im heutigen Belarus Anfang 1943. In Katriuks letzten Lebensjahren setzte ihn das Simon Wiesenthal Center an die Spitze seiner Liste der zehn meistgesuchten Kriegsverbrecher.
Katriuks Fall wurde erstmals 1999 bekannt, als ein Bundesgericht entschied, er habe die kanadische Staatsbürgerschaft unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erhalten, weil er die kanadischen Einwanderungsbeamten nicht über seine Nazivergangenheit informiert hatte. Nach einer längeren Bedenkzeit beschloss die konservative Regierung im Jahr 2007, ihm die Staatsbürgerschaft nicht zu entziehen, und behauptete, es gebe nicht genug Beweise für eine Anklage wegen Kriegsverbrechen.
Katriuk, der später der SS beitrat, wurde von mehreren Personen als Maschinengewehrschütze beim Massaker von Chatyn am 22. März 1943 identifiziert. Insgesamt 149 Dorfbewohner wurden von Mitgliedern des freiwilligen Hilfspolizeibataillons 118, dem Katriuk angehörte, mit Unterstützung einer Waffen-SS-Einheit entweder erschossen oder lebendig verbrannt. Es wurden auch Beweise für seine Teilnahme an weniger bekannten Verbrechen dokumentiert, die der schwedische Akademiker Per Anders Rudling in einem Artikel von 2012 erwähnt hat.
Selbst in den letzten Wochen seines Lebens, als ein russischer Auslieferungsantrag für den ukrainisch-stämmigen Katriuk gestellt wurde, rechtfertigte eine Sprecherin der konservativen kanadischen Regierung die Weigerung Kanadas, die Auslieferung Katriuk zu einem Prozess zuzulassen, mit der politischen Situation in Russland und seiner angeblichen „Aggression“ gegen die Ukraine. Eine Sprecherin des damaligen Justizministers Peter McKay erklärte: „Ich kann mich zwar nicht zu einem konkreten Auslieferungsantrag äußern, möchte jedoch klarstellen, dass wir die russische Annektierung der Krim oder die illegale Besetzung souveränen ukrainischen Staatsgebiets niemals akzeptieren oder anerkennen werden.“
Unter Justin Trudeaus Liberalen hat sich nichts geändert. Außenministerin Freeland hat die Enthüllungen über die Beziehungen ihres Großvaters zu den Nazis als von Russland inszenierte „Desinformation“ abgetan. Die Regierung versucht, den ultrarechten Charakter der Kräfte zu verheimlichen, mit denen sich Ottawa und Washington verbündet haben, um die Ukraine an den westlichen Imperialismus zu binden. Ihre Beziehungen zu den ukrainisch-nationalistischen Kollaborateuren mit den Nazis werden vertuscht.
Als Trudeau 2016 die Ukraine besuchte, wurde er von einer großen UCC-Delegation und Angehörigen der Gruppe Army SOS begleitet, die gegründet wurde, um Kriegsgerät für die regierungsfreundlichen Milizen zu organisieren, die sich überwiegend aus rechtsextremen faschistischen Gruppen rekrutieren.
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