25. Oktober 1985

Die gegenwärtige politische Situation in der Workers Revolutionary Party hat die größte Krise im Internanalen Komitee der Vierten Internationale seit seiner Gründung 1953 hervorgerufen.

In Gefahr sind alle im jahrzehntelangen Kampf, die trotzkistische Bewegung in Großbritannien und international aufzubauen, erzielten Errungenschaften. Keine dieser Errungenschaften wäre ohne den langwierigen und schwierigen Kampf gegen den Stalinismus und den pablistischen Revisionismus gemacht worden, in dem die Führung der WRP und ihres Vorläufers, der Socialist Labour League, die entscheidende Rolle spielte.

Alle Sektionen des IKVI wurden als Ergebnis des Kampfs der britischen Genossen gegen den Versuch des pablistischen Revisionismus, den Trotzkismus zu liquidieren, gebildet.

Die gegenwärtige Krise ist mit der Entlarvung der korrupten Praktiken von G. Healy und dem Versuch des Politischen Komitees der WRP, sie abzudecken, aufgebrochen; ihre Wurzel liegt aber in der Tatsache, dass die WRP-Führung sich über längere Zeit hinweg von der strategischen Aufgabe, die Weltpartei der sozialistischen Revolution aufzubauen, ab- und einer zunehmend nationalistischen Perspektive und Praxis zugewandt hat.

Nachdem die korrupten Praktiken von G. Healy in dem Brief der Genossin A. Jennings vom 30. Juni enthüllt worden waren, weigerte sich das Politische Komitee der WRP, sich mit der Krise in der Partei auf prinzipielle Weise zu befassen.

Das Politische Komitee der WRP lehnte eine Zusammenarbeit mit seinen internationalen Genossen und Gesinnungsgenossen im IKVI ab und begann eine systematische Kampagne, Healys Korruption sowohl vor dem IKVI, als auch vor dem Zentralkomitee der WRP zu verheimlichen.

Ein für Juli geplantes Treffen des IKVI wurde abgesagt. Diesem Treffen hätten Beweise über Healys Korruption, darunter eine von ihm unterschriebene Erklärung, in der er die Wahrheit der Behauptungen anerkennt, vorgelegt werden können.

Dem IKVI-Treffen am 17. August wurde ein falscher Bericht über die Finanzkrise der WRP gegeben. Dieser betrügerische Bericht wurde benutzt, um von den Sektionen des IKVI Verpflichtungen in Höhe von insgesamt 82.000 Pfund Sterling zur Unterstützung der WRP zu erhalten. Dabei wurde kein Wort über die Anschuldigungen, Healy sei korrupt, gesagt, obwohl alle Mitglieder des Politischen Komitees der WRP wussten, dass sie stimmten.

Wäre die Frage von Healys Korruption vor das IKVI gebracht worden, hätte eine ordentliche Untersuchung von den Gremien der WRP und des IKVI durchgeführt werden können.

Das Politische Komitee der WRP lehnte diese Vorgehensweise ab und versuchte stattdessen, Jennings Brief zu unterdrücken und Parteimitglieder daran zu hindern, ihr statutenmäßiges Recht auf eine Untersuchung der Kontrollkommission über Healy wahrzunehmen.

Als Ergebnis davon gibt es jetzt innerhalb der WRP ein berechtigtes Misstrauen gegenüber der Führung, einen Verfall der Disziplin in den Gremien der Partei und einen Zusammenbruch der Parteiarbeit.

Der erste Schritt zur Überwindung der Krise in der WRP besteht in der Anerkennung durch Führung und Mitgliedschaft, dass dies die engste Zusammenarbeit mit ihren Gesinnungsgenossen im IKVI erfordert.

In der Vergangenheit hat die WRP richtigerweise ihre internationalen Genossen aufgefordert, stets von der Notwendigkeit der Weltpartei und nicht von beschränkten nationalen Überlegungen auszugehen.

Jetzt ruft das IKVI alle Führer und Mitglieder der WRP auf, was immer auch ihre legitimen Meinungsverschiedenheiten über Perspektiven und Programm sein mögen, sich der Disziplin unserer internationalen Bewegung unterzuordnen und ihre Autorität zu verteidigen.

Wird dies nicht getan, besteht die unmittelbare Gefahr einer Spaltung, ohne dass die Fragen der Prinzipien und des Programms geklärt werden. Eine derartige Spaltung würde die Partei entschieden schwächen und die Bedingungen für Provokationen gegen die WRP und andere Sektionen des IKVI schaffen.

Die Sektion, die die führende Rolle bei der Entlarvung der Aktivitäten der Agenturen des Imperialismus und des Stalinismus in der trotzkistischen Bewegung gespielt hat, kann sicherlich nicht gedankenlos über die in der gegenwärtigen Situation beinhalteten Gefahren hinweggehen.

Politische Differenzen sollen weder unterdrückt noch verheimlicht werden. Sie existieren und müssen offen und umfassend in einer Partei diskutiert werden, die unter der Führung des IKVI und des Zentralkomitees der WRP vereint ist. Auf diese Weise kann der Kader der WRP und der gesamten internationalen Bewegung erzogen und die augenblickliche Krise auf eine Art überwunden werden, die für das IKVI als Ganzes Fortschritte bringen wird.

Das IKVI schlägt folgende Maßnahmen vor:

1) Neuregistrierung der Mitgliedschaft der WRP auf der Grundlage einer ausdrücklichen Anerkennung der politischen Autorität des IKVI und der Unterordnung der britischen Sektion unter seine Beschlüsse.

2) Vollständige Zusammenarbeit jedes Mitglieds der WRP mit einer Internationalen Kontrollkommission, die folgende Punkte zu untersuchen hat, ohne auf diese Punkte beschränkt zu sein: Die Korruption von G. Healy, ihre Abdeckung durch das Politische Komitee und die finanzielle Krise der WRP.

3) Alle Anklagen gegen die Mitglieder der Minderheits- wie der Mehrheitsfraktion, die ein Ergebnis des Ausbruchs der Parteikrise sind, werden an das Internationale Komitee weitergereicht.

Alle Auseinandersetzungen sind WRP- und IKVI-intern und müssen es auch bleiben.

Die Durchführung dieser Vereinbarungen wird vom IKVI geregelt, und alle Verstöße sollen sofort der Internationalen Kontrollkommission gemeldet werden, die ihren Bericht bis zum 1. Januar 1986 abgeschlossen haben soll. Nach Annahme dieser Vorschläge müssen, angefangen mit der Zirkulation der Dokumente der Mehrheits- und der Minderheitsfraktion, Vorbereitungen für den 8. Kongress der WRP Anfang 1986 getroffen werden.

Wir erkennen an, dass unsere britischen Genossen unter gewaltigem Klassendruck arbeiten, der von der herrschenden Klasse des ältesten kapitalistischen Landes erzeugt wird. Dieser kann nur auf der Grundlage einer wahrhaft internationalistischen Praxis überwunden werden.

Wir appellieren noch einmal an alle Mitglieder der WRP, ihre historische Verantwortung gegenüber der Vierten Internationale und die internationale Bedeutung ihrer eigenen Entscheidungen anzuerkennen, und deshalb diese Vorschläge anzunehmen.