9. November 1985
Liebe Genossen,
nachdem sich Eure Delegierten geweigert haben, an einem ordentlich einberufenen Treffen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale am 25. Oktober 1985 teilzunehmen, sind wir äußerst besorgt, dass Ihr, wenn Ihr nicht sofort Euren Kurs ändert, eine völlig prinzipienlose Spaltung vom IKVI vollziehen werdet.
Solch eine Spaltung eurerseits käme einem enormen Verrat an der internationalen und der griechischen Arbeiterklasse gleich.
Die Weigerung der IAL-Delegierten, an dem Treffen am 25. Oktober teilzunehmen und die Unterstützung dieser Vorgehensweise durch Euer Zentralkomitee haben dem IK keine andere Wahl gelassen, als die IAL als die griechische Sektion zu suspendieren.
Eines muss klargestellt werden: diese Maßnahme wurde nur auf Grund der Weigerung der IAL-Delegierten, am IK-Treffen teilzunehmen, ergriffen und aus keinem anderen Grund. Die Suspension wird deshalb aufgehoben, sobald die IAL verspricht, ihren angemessenen Platz in den Reihen der Weltpartei wieder einzunehmen und die Autorität ihrer Gremien anzuerkennen. Um alle mögliche Verwirrung über die Gültigkeit des Treffens vom 25. Oktober zu beseitigen, wollen wir betonen, dass es vom Sekretär des IKVI, C.Slaughter, auf Verlangen von sechs Sektionen des IK einberufen worden ist. Die Position, die in dem gemeinsamen Kommunique der IAL und der LOC (Spanien) vom 21. Oktober 1985 eingenommen wird, dass nur G.Healy ein IK-Treffen einberufen könne, und dass „wir kein anderes Fraktionstreffen anerkennen werden, das im Namen des IKVI einberufen worden ist“, ist lächerlich. Genosse Slaughter wurde auf dem 10. Weltkongress im Januar 1985 zum Sekretär des IK gewählt. G. Healy ist im IK in keine Funktion gewählt worden, nahm nur sporadisch am Verlauf des Kongresses teil, und ist von der WRP am 19.Oktober aus ihren Reihen ausgeschlossen worden.
Es steht Euch natürlich frei, mit dieser Entscheidung und mit dem Beschluss vom 25. Oktober, G. Healy auszuschließen, nicht einverstanden zu sein und innerhalb des IKVI für Eure Position zu kämpfen. Wir möchten Euch daran erinnern, dass das IKVI die Weltpartei der Sozialistischen Revolution ist, gegründet von Leo Trotzki 1938, und nicht eine Kult-Gruppe um irgendeinen individuellen „historischen Führer“.
Mit ihrer Weigerung am 25. Oktober am Treffen des IK, des höchsten Gremiums unserer Bewegung zwischen den Weltkongressen teilzunehmen, haben die IAL-Delegierten die Mitglieder der griechischen Sektion willkürlich ihres Rechtes beraubt, über die Standpunkte der anderen IK-Sektionen zur Krise in der WRP informiert zu werden. Eine derartige Zurückweisung der Prinzipien des Internationalismus, auf denen unsere Bewegung gegründet ist, ist im Wesentlichen Nationalismus und bringt den Druck des Klassenfeindes zum Ausdruck. Gleichzeitig hat das Vorgehen der IAL-Delegierten das IKVI und seine Sektionen des Rechtes beraubt, die Ansichten unserer griechischen Genossen zu hören und zu diskutieren. Wenn die IAL-Delegierten der Meinung waren, die anderen Sektionen seien in eine Falle geführt worden oder einem Manöver zum Opfer gefallen, dann war es ihre Pflicht, diese Auffassung bekannt zu machen.
Die IAL-Delegierten haben sich geweigert, die Autorität des IKVI anzuerkennen, und eine prinzipienlose Kollaboration mit der Clique begonnen, die von der britischen Sektion, der WRP, gespalten hat. Laut der Zeitung dieser Clique haben sie „ihre Kräfte mit der griechischen und spanischen Sektion des IKVI vereint“.
Tatsache ist, dass die pro-Healy-Clique am 11. Oktober 1985 Minderheitsrechte in der WRP beanspruchte und erhielt. Sie nutzte diese Rechte aus, weigerte sich jedoch dann, an der Zentralkomitee-Sitzung vom 19. Oktober 1985 und an der Sonderkonferenz vorn 26. Oktober teilzunehmen. Seitdem sind ihre führenden Mitglieder dazu übergegangen, mit Hilfe der Gerichte des kapitalistischen Staats das Vermögen der WRP zu beschlagnahmen.
In der dem IK-Treffen vom 25. Oktober vorausgegangenen Woche waren wiederholte Versuche unternommen worden, mit der Führung der griechischen Sektion Kontakt aufzunehmen, um ein IK-Treffen zeitlich und räumlich so festzulegen, dass alle Sektionen daran teilnehmen konnten. Uns wurde am 18. /19. Oktober mitgeteilt, Genosse Savas sei nicht erreichbar und werde erst am späten Montag, den 20. Oktober von der Arbeit in Nordgriechenland zurückkehren. In Wirklichkeit war er in Barcelona und arbeitete mit führenden spanischen Genossen zusammen, um ein IK-Treffen zu verhindern. Während er dem IK vorwarf, es organisiere eine Falle oder ein Manöver, führte er selbst eine geheime Fraktion, um das IK zu spalten. In den darauf folgenden Tagen, zwischen dem 19. Oktober und dem IK-Treffen am 25. Oktober, nahm die peruanische IK-Delegierte Kontakt mit ihm auf. Zu jener Zeit hatte diese Genossin keine Dokumente oder Informationen bezüglich der Probleme in der WRP und neigte zu keiner bestimmten Position. Genosse Savas bearbeitete sie und versuchte sie zu überreden, nicht am IK-Treffen teilzunehmen. (Sie ignorierte das. Sie nahm eine prinzipielle Haltung ein, kam zum IK-Treffen und unterstützte die IK-Resolutionen über Healys Ausschluss und über die Situation in der WRP und auch den Beschluss, diesen Brief zu senden).
Am Mittwoch, den 23. Oktober sprachen IK-Genossen von fünf Sektionen telefonisch mit Genosse Savas und drängten ihn, am IK-Treffen teilzunehmen, doch ohne Erfolg. Stattdessen nahm Savas an einem Spaltertreffen teil, das Healy unterstützte, und verfasste mit der Führung der spanischen Sektion ein gemeinsames Kommunique, in dem sie sich gegen das IK und gegen die WRP stellen und erklären, nur GH könne ein internationales Treffen einberufen. Die griechische Führung beschaffte diesen prinzipienlosen Spaltern so eine falsche internationale Tribüne und einen Deckmantel; sie muss daher entscheidende Verantwortung für die folgenden Ereignisse übernehmen, einschließlich des Einsatzes der Gerichte des bürgerlichen Staats und der Medien, durch den die ausgeschlossene Minderheit versucht, die WRP und das IKVI zu zerstören.
Das IK-Treffen wurde nicht dazu einberufen, die auf dem 10.Kongress beschlossene Politik zu ändern, das konnte es auch gar nicht. Die Politik des IKVI kann nur auf dem Internationalen Kongress (dem 11. 1986) geändert werden; die Vorbereitungen für diesen Kongress sind angelaufen.
Das IK-Treffen vom 25. Oktober schloss Healy aus den Reihen des IK aus, nachdem es einen Bericht der britischen Sektion gehört hatte. Die IAL-Delegierten hätten zu dieser Frage jede beliebige Position einnehmen und loyal für diese Position kämpfen können. Das wurde ihnen auch vorher erklärt.
Das IKVI nahm auch eine Resolution zur Regelung der internen Diskussion in der Führung und der Mitgliedschaft der WRP an, und zwar bei vollen Rechten für die damalige Minderheitsfraktion in der WRP. Ein Vertreter dieser Minderheit wurde darüber informiert, dass diese Vorschläge vorliegen, und es wurde ein Versuch unternommen, ein Treffen mit den IKVI-Delegierten zu organisieren. Die WRP-Minderheit lehnte eine Diskussion ab und spaltete offen von der britischen Sektion, indem sie am 26. Oktober eine separate Konferenz einberief.
Die Fragen sind klar. Die IAL ist auf dem Weg, mit dem IK auf einer prinzipienlosen Basis zu spalten. Dies muss um jeden Preis verhindert werden.
Wir wissen, dass es prinzipientreue Trotzkisten in der Führung gibt, die fest bleiben werden, und dass dasselbe für die Mitgliedschaft der griechischen Sektion zutrifft. Wir rufen sie dazu auf, jetzt zu handeln, um die willkürliche Entscheidung ihrer IK-Delegierten rückgängig zu machen und ihre Sektion zur Weltpartei zurückzubringen.
Der Anti-Internationalismus, der zu der Weigerung führte, am IK-Treffen vom 25. Oktober teilzunehmen, muss zurückgewiesen werden. Falls dies nicht geschieht, steht die IAL vor ihrer Zerstörung als trotzkistische Partei. Die IAL will in Kürze die „Umwandlung des Bundes IAL in eine revolutionäre Partei“ verkünden. Genosse Savas und das Zentralkomitee wissen, dass es enorme zerstörerische Gefahren mit sich bringt, wenn eine Partei auf der prinzipienlosen Grundlage eines Bruchs mit dem Internationalismus gegründet wird. Die wohlwollendste Interpretation, die man für den Bruch des Genossen Savas und des griechischen ZK vom IK anführen kann, ist, dass sie eine Störung ihrer Arbeit für die Umwandlung zur Partei fürchten. Solch eine Position bedeutet politisch, dass der Internationalismus, die Grundlage unserer Bewegung in jedem Land, zugunsten unmittelbarer nationaler Belange, wie sie von der IAL-Führung gesehen werden, zurückgewiesen wird.
Eine Partei, die auf einer derartigen Grundlage gebildet worden ist, könnte niemals eine Sektion der Weltpartei der Sozialistischen Revolution, der Vierten Internationale sein. Sie würde all diejenigen kleinbürgerlichen Elemente anziehen, die unsere internationalistische Grundlage ablehnen. Wir fordern Euch mit aller uns zur Verfügung stehenden Dringlichkeit auf, von dem Weg, den Ihr eingeschlagen habt, abzulassen, sofort zum IK zurückzukehren und die Arbeit zur Gründung der revolutionären Partei in Griechenland auf dieser, der einzig prinzipiellen Basis durchzuführen.
Mit brüderlichen Grüßen
Lucia, Sekretärin der peruanischen Sektion des IKVI
Keerthy Balasuria, Sekretär der srilankischen Sektion des IKVI
Nick Beams, Sekretär der australischen Sektion des IKVI
Mike Banda, Sekretär der britischen Sektion des IKVI
Uli Rippert, Sekretär der deutschen Sektion des IKVI
C. Slaughter, Sekretär des IKVI
D. North, Sekretär der Workers League (USA) in politischer Solidarität mit dem IKVI