Tom Henehan war ein Mitglied des Politischen Komitees der Workers League (WL). Die WL war die Vorgängerorganisation der Socialist Equality Party in den USA.
Am Abend des 16. Oktober 1977 führte Tom die Aufsicht über eine Veranstaltung der Young Socialists, der Jugendbewegung der Partei, im Ponce Social Club in Bushwick, einem Teil von Brooklyn, New York. Zwei Männer, die später als Edwin Sequinot und Angel Rodriguez identifiziert wurden, versuchten am Eingang eine Schlägerei anzuzetteln, indem sie ein weiteres Mitglied der Workers League, Jacques Vielot, angriffen. Als Tom Vielot zu Hilfe eilte, trafen ihn fünf Schüsse. Der Täter, ein dritter Beteiligter namens Angelo Torres, ein professioneller Schütze, hatte bereits auf der Lauer gelegen. Als Nächstes zog auch Sequinot eine Waffe, schoss auf Vielot und verletzte ihn schwer.
Der verletzte Vielot brachte Tom sofort in das Wychoff Heights Hospital.Tom geriet bald in einen Schockzustand und starb ungefähr eine Stunde nach seinem Eintreffen im Krankenhaus. Er war 26 Jahre alt.
Der Mord an Tom Henehan war ein politischer Angriff, mit dem die Workers League eingeschüchtert und davon abgehalten werden sollte, sich weiter für den Aufbau einer sozialistischen Führung in der amerikanischen Arbeiterklasse einzusetzen. Zum Zeitpunkt von Toms Tod gewann die Partei viel Unterstützung unter den Beschäftigten des New Yorker öffentlichen Diensts, unter Kohlebergleuten in West Virginia und Kentucky und unter weiteren Schichten militanter Arbeiter.
Zur gleichen Zeit führte die Workers League gerade eine Untersuchung über die Umstände der Ermordung von Leo Trotzki durch, des Gründers der Vierten Internationale, die von historischer Bedeutung ist. Diese Untersuchung, deren Ergebnisse unter dem Titel 'Sicherheit und die Vierte Internationale' veröffentlicht wurden, deckte auf, dass die Geheimdienste des Imperialismus und des Stalinismus Jahrzehnte lang versucht hatten, die trotzkistische Weltbewegung zu unterwandern und zu sabotieren.
Unter anderem führte sie zu belastenden Verbindungen zwischen Joseph Hansen - der später zum Vorsitzenden der amerikanischen Socialist Workers Party wurde - und dem Inlandsgeheimdienst Federal Bureau of Investigation (FBI). Im Juni 1977 veröffentlichten Hansen und die SWP eine Erklärung, in der sie warnten, die Fortsetzung dieser Untersuchung werde 'tödliche Folgen' haben. Kurz darauf lag Tom Henehan tot in einem Brooklyner Krankenhaus.
Kurz nach Toms Tod begannen die Workers League und die Young Socialists eine Kampagne, um die Verhaftung und gerichtliche Verurteilung der Mörder zu erzwingen. Sie gewann breite Unterstützung bei Arbeitern und Jugendlichen im ganzen Land, Zehntausende unterzeichneten die entsprechende Petition an die zuständige Staatsanwaltschaft in Brooklyn. Auch Funktionsträger von Gewerkschaften, die drei Millionen Arbeiter in den USA vertraten, unterstützten die Kampagne
Von David North
Tom war ein Idealist im besten und positivsten Sinne des Wortes. Er glaubte leidenschaftlich an Gerechtigkeit, Gleichheit und menschliche Solidarität. Doch er trat der Workers League nicht aus gedankenlosem jugendlichem Überschwang bei. Tom war inmitten der gesellschaftlichen und politischen Erschütterungen der sechziger und frühen siebziger Jahre herangewachsen.
Von David North
Vor knapp 100 Jahren, Ende 1899, schrieb der große marxistische Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie Franz Mehring, das zwanzigste Jahrhundert werde das Jahrhundert der Erfüllung sein, so wie das neunzehnte das Jahrhundert der Hoffnung gewesen sei. Die Geschichte werde vielleicht einen komplizierteren Verlauf nehmen, als erwartet, darüber könne kein Prophet zuverlässig Auskunft geben. »Aber«, rief er aus, »mit freudigem Mute und stolzer Zuversicht überschreitet das klassenbewußte Proletariat die Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts.«
1975 eröffnete das Internationale Komitee der Vierten Internationale die erste systematische Ermittlung innerhalb der trotzkistischen Bewegung des Mordes an Leo Trotzki. Diese Ermittlung, bekannt als Sicherheit und die Vierte Internationale, führte zur Aufdeckung eines Netzwerkes von GPU-Agenten innerhalb der Vierten Internationale, die den Erfolg des Attentats an Trotzki sicherstellten.