English
Socialist Equality Party
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party

Aufbegehren der Massen in der Nachkriegsperiode

100. Im Rahmen der erneuten wirtschaftlichen Stabilisierung des Weltkapitalismus zeichnete sich die Nachkriegsperiode durch ein gewaltiges Aufbegehren der internationalen Arbeiterklasse und unterdrückten Massen aus. In Asien, Nahost, Afrika und Lateinamerika versuchten zig Millionen Arbeiter und Bauern, die Fesseln des Kolonialismus abzustreifen. Diese Massenkämpfe verdeutlichten, wie enorm relevant die Theorie der Permanenten Revolution und die Lehren aus Trotzkis Kampf gegen Stalins Verrat der Chinesischen Revolution waren. Einmal mehr konnten die wesentlichen Probleme, die mit dem antiimperialistischen Kampf verbunden sind – die Zerschlagung aller Überreste des Feudalismus und der Dominanz von Großgrundbesitzern, das Ende der Kolonialherrschaft und die Herstellung nationaler Unabhängigkeit, die Gestaltung des Wirtschaftslebens zur Abschaffung von Armut und die Hebung des sozialen und kulturellen Niveaus der Massen – nur unter Führung der revolutionären Arbeiterklasse erreicht werden, die mit einem demokratischen und internationalen sozialistischen Programm bewaffnet ist. Doch die objektive Notwendigkeit eines solchen Programms und einer solchen Perspektive stand im Gegensatz zur führenden Rolle der nationalen Bourgeoisie in der antiimperialistischen Bewegung, die noch von den stalinistischen Parteien unterstützt wurde.

101. In Indien bestätigte sich die Theorie der Permanenten Revolution durch den katastrophalen Verrat der antiimperialistischen Unabhängigkeitsbewegung durch Gandhi, Nehru und die bürgerliche Kongresspartei in den Jahren 1947/48. Die indische Bourgeoisie akzeptierte die Teilung des Landes in ein vorwiegend hinduistisches Indien und ein muslimisches Pakistan, was umgehend zu religiös motivierten Konflikten führte, die bis zu einer Million Menschen das Leben kosteten. Das schreckliche Erbe der Teilung zeigt sich in den Jahrzehnten von Krieg, Gewalt und einer anhaltenden Massenarmut. In der einen oder anderen Form brachte die Unterordnung der Arbeiterklasse unter die von der Bourgeoisie geführten nationalen Bewegungen in einem Land nach dem anderen politische Katastrophen hervor. Die Schlüsselrolle spielten dabei die stalinistischen Parteien, die unbeeindruckt ihre von Klassenkollaboration geprägte „Zwei-Stadien-Theorie“ vertraten – zunächst die Unabhängigkeit unter Führung der Bourgeoisie und später, zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft, der Sozialismus. Dadurch verhinderten sie den Kampf der Arbeiterklasse um die politische Vorherrschaft in der antiimperialistischen Massenbewegung und die Machtübernahme.

102. In scharfem Kontrast zu den Stalinisten nahm die trotzkistische Bewegung in Ceylon (später Sri Lanka), die in der Bolschewistisch-Leninistischen Partei Indiens (BLPI) organisiert war, einen prinzipiellen und internationalistischen Standpunkt ein. Sie wandte sich gegen die politische Übereinkunft, die zwischen der nationalen Bourgeoisie und dem britischen Imperialismus ausgehandelt worden war und formal den Kolonialstatus beendete. Diese Haltung wurde umgehend bestätigt, als die Bourgeoisie in Sri Lanka ein Staatsbürgerschaftsrecht einführte, dass eben jene Bevölkerungsteile entrechtete, die im Kampf gegen die britische Herrschaft eine höchst wichtige Rolle gespielt hatten: die tamilischen Plantagenarbeiter. Seit der Unabhängigkeit setzte die singhalesische Bourgeoisie hauptsächlich auf Rassismus gegenüber der tamilischen Minderheit, um von der sozialen Spaltung abzulenken und eine vereinte Bewegung der Arbeiterklasse zu verhindern.