Baut Aktionskomitees auf! Unterstützt den Streik der amerikanischen Volvo-Arbeiter!

Die spontanen Streiks bei Volvo Cars im belgischen Gent waren ein wichtiger Auftakt im Kampf gegen die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche. Als die Arbeiter am vergangenen Donnerstag und Freitag die Arbeit niederlegten, war das Management überrascht. Es kündigte an, die Auseinandersetzung über die Verlängerung der Arbeitswoche auf die Zeit nach den Sommerferien zu verschieben.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Die Zeitverschiebung ist kein Rückzug. Das Management ist entschlossen, die Verlängerung der Arbeitszeit gegen den Willen der Beschäftigten zu erzwingen. So ließ die Unternehmensleitung mitteilen, die Einführung der 40-Stunden-Woche stehe „nicht zur Diskussion“.

Das Management hat gemerkt, wie stark der Widerstand gegen die Arbeitszeitverlängerung ist. Es will die Sommerpause nutzen, um gemeinsam mit den Gewerkschaften eine Strategie zu entwickeln, um diesen Widerstand zu brechen.

Die Volvo-Arbeiter in Gent müssen die Sommerpause ebenfalls nutzen, um ihre eigene Strategie auszuarbeiten.

Der Kampf gegen die 40-Stunden-Woche und die damit verbundene Verschärfung der Ausbeutung ist Bestandteil einer internationalen Auseinandersetzung. Weltweit nutzen Unternehmen die Corona-Pandemie, um Umstrukturierungen und Angriffe auf Arbeitsplätze, Löhne, Renten und Arbeitsbedingungen zu verwirklichen, die sie seit langem geplant haben. So ist es auch bei Volvo.

Die Volvo Car Corporation ist zwar seit gut zwanzig Jahren nicht mehr Teil der Volvo Group und gehört zum chinesischen Fahrzeugkonzern Geely mit über 80.000 Beschäftigten in mehr als einem Dutzend Ländern. Aber die Arbeiter stehen vor denselben Problemen wie ihre Kollegen im LKW-Werk, das sich in Gent in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. Die LKW-Volvo Group ist ebenfalls ein Weltkonzern und besitzt Fabriken in 18 Ländern. Zehn weitere Montagewerke werden von selbständigen Unternehmen betrieben.

Als die Volvo-Arbeiter in Gent die Arbeit niederlegten, stimmten 3000 Arbeiter von Volvo Trucks in Virginia (USA) über einen neuen Vertrag ab. Zuvor hatte die Belegschaft zweimal mit über 90 Prozent der Stimmen einen Abgruppierungsvertrag abgelehnt, den die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) zuvor unterzeichnet hatte. Er sah höhere Gesundheitskosten, die Beibehaltung des verhassten, mehrstufigen Lohn- und Sozialleistungssystems, die Abschaffung des Achtstundentages und weitere Zugeständnisse vor.

Auch der dritte Vertragsentwurf, über den die Arbeiter am Freitag abgestimmt haben, war nicht besser. Erneut lehnte ihn die Belegschaft des Werks „New River Valley“ mit 60 zu 40 Prozent ab und setzte ihren vor mehr als einem Monat begonnenen Streik fort. Die Unternehmensleitung reagierte wütend und aggressiv. Sie kündigte an, den Vertrag einseitig, gegen das Mehrheitsvotum der Beschäftigten in Kraft zu setzen.

Die UAW antwortete auf diese Erpressung, in dem sie für heute, den 14. Juli, eine weitere Abstimmung über den Vertrag anordnete, den die Arbeiter bereits abgelehnt haben. Gleichzeitig verkündete sie gemeinsam mit dem Management, die von den Arbeitern mehrfach abgelehnte Vereinbarung in jedem Fall einseitig in Kraft zu setzen.

Um die Situation in Dublin/Virginia auf den Punkt zu bringen: Volvo hat den Arbeitern den Krieg erklärt – und die UAW deckt die Streikbruch-Operation des Konzerns ab.

Es ist notwendig, den wachsenden Widerstand gegen die Angriffe der Konzerne weltweit zu koordinieren und einen gemeinsamen, internationalen Kampf zu organisieren. Das ist nur gegen die Gewerkschaften möglich, die überall aufs Engste mit den Konzernen zusammenarbeiten.

In Virginia hatte die UAW von Anfang an versucht, die Streikenden auszuhungern. Obwohl sie Milliardensummen gebunkert hat und ihre Funktionäre mehrere hunderttausend Dollar Jahresgehalt beziehen, zahlt sie ein Streikgeld, das nicht einmal dem Mindestlohn entspricht. Sie isoliert den Streik und hat weder ihre eigenen Mitglieder in den USA über den Arbeitskampf informiert, noch die Beschäftigten von Volvo Trucks in anderen Ländern.

Die World Socialist Web Site hat die streikenden Arbeiter bei Volvo-Trucks in den USA über den Streik gegen die 40-Stundenwoche in Gent informiert. Das hat sie gestärkt und ermutigt, ihren eigenen Kampf fortzusetzen. Die Globalisierung der Produktion verleiht den Arbeitern eine enorme Stärke und Macht. Sie müssen sich dieser Stärke bewusstwerden und gemeinsam die Rechte verteidigen, die frühere Generationen in bitteren Streiks und Klassenauseinandersetzungen erkämpft haben.

Die Gewerkschaften versuchen, genau das zu verhindern. Das gilt nicht nur für die amerikanische UAW, sondern auch für die deutsche IG Metall, die belgischen Metallergewerkschaften und alle anderen Gewerkschaften auf der Welt.

Die hochbezahlten Co-Manager in den Gewerkschaften und Betriebsräten vertreten im globalen Konkurrenzkampf die Interessen „ihrer“ Konzerne und nicht die der Arbeiterklasse, die eine internationale Klasse ist. Sie spalten die Arbeiter und spielen einen Standort gegen den anderen aus.

Der Kampf gegen die Verlängerung der Arbeitszeit, wie auch die Verteidigung von Arbeitsplätzen und Löhnen, erfordert einen Bruch mit den korrupten, nationalistischen Gewerkschaften und den Aufbau von Aktionskomitees, die direkt von den Arbeitern kontrolliert werden. Bei Volvo Trucks in Virginia spielt das Volvo Workers Rank-and-File Committee die entscheidende Rolle im Widerstand gegen den Ausverkauf durch die UAW.

In einer Erklärung vom 11. Juli hat das Rank-and-File Committee dazu aufgerufen, den Tarifvertrag erneut abzulehnen. Gleichzeitig appelliert es an Autoarbeiter in den USA und auf der ganzen Welt, den Kampf in Virginia durch Solidaritätsaktionen zu unterstützen.

Das Komitee betont, dass der Kampf in Dublin unter keinen Umständen verloren werden darf: „Wenn sie in der Lage sind, hier in Virginia ein Exempel an uns zu statuieren, dann werden Volvo und die anderen Konzerne dies auch in Allentown, Hagerstown, Detroit, Gent und anderswo tun. Die Unternehmenseigentümer würden das als Signal verstehen, die Rechte der Arbeiterklasse überall sonst zu schleifen.“

Der Kampf bei Volvo entwickelt sich zu einem Symbol des wachsenden Widerstands gegen Konzerne und Gewerkschaften. So streiken in Alabama seit Anfang April über tausend Bergarbeiter gegen den Bergbaukonzern Warrior Met Coal. Sie lehnten einen von der United Mine Workers of America (UMWA) ausgehandelten vorläufigen Fünfjahresvertrag mit großer Mehrheit ab.

In Kanada streiken Bergarbeiter in Sudbury, Ontario, seit sechs Wochen, nachdem sie einen gewerkschaftlich unterstützten Abgruppierungsvertrag abgelehnt haben. Tausende von Elektrizitätsarbeitern in der Türkei haben eine Reihe spontaner Streiks begonnen, um gegen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zu protestieren, die die Gewerkschaft Tes-Is vereinbart hat.

Auch in Belgien wächst der Widerstand.

Im Juni streikten die Beschäftigten des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline elf Tage lang gegen die Entlassung von Zeitarbeitern und soziale Verschlechterungen. Mit mehr als 9000 Mitarbeitern ist die GSK der größte private Arbeitgeber in der Wallonie.

Im selben Monat streikten die Beschäftigten von Shur-Lok International, einem auf Metallprodukte für die Luftfahrt spezialisierten Unternehmen, drei Tage lang gegen Entlassungspläne. Ende März legt ein eintägiger Generalstreik kurzzeitig das Land lahm, weil der Widerstand gegen anhaltenden Lohnabbau immer stärker wurde.

Die Volvo-Arbeiter müssen ihren Kampf gegen die 40-Stundenwoche mit diesen internationalen Kämpfen verbinden. Das erfordert den Aufbau eines unabhängigen Aktionskomitees auch in Gent. Es würde es den Arbeitern ermöglichen, weitere Schritte in ihrem Kampf zu planen und einen direkten Appell an ihre Kollegen in den USA, ganz Europa und international zu richten.

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) hat am 1. Mai die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (International Workers Alliance of Rank-and-File Committees, IWA-RFC) ins Leben gerufen. Diese globale Initiative verfolgt das Ziel, eine echte, breit angelegte Bewegung der internationalen Arbeiterklasse zu entwickeln, die in der Lage ist, die Angriffe zurückzuschlagen.

Die World Socialist Web Site und die Sozialistische Gleichheitspartei werden alles tun, um die Arbeiter in Gent beim Aufbau von Aktionskomitees zu unterstützen. Gleichzeitig brauchen sie eine bewusste sozialistische Strategie. Die mörderische „Profite vor Leben“-Politik in der Corona-Pandemie und die weltweite Hinwendung der herrschenden Klasse zu Krieg, Faschismus und Diktatur zeigen den Bankrott des kapitalistischen Systems.

Die Kämpfe, die sich weltweit entwickeln, zeigen einen anderen Weg vorwärts. Die Arbeiterklasse muss sich darauf vorbereiten, die politische Macht zu übernehmen, die kapitalistischen Oligarchen zu enteignen und eine internationale Planwirtschaft zu errichten, die auf sozialen Bedürfnissen und nicht auf privatem Profit basiert.

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