Volvo-Cars-Arbeiter in Belgien unterstützen streikende Volvo-Arbeiter in Virginia

Am Mittwoch sprachen Reporter der World Socialist Web Site im belgischen Gent mit Arbeitern der Nachmittags- und Nachtschichten des Werks von Volvo-Cars.

Hunderte Arbeiter des Werks hatten am letzten Donnerstag spontan die Arbeit eingestellt, um einer Vereinbarung zwischen der Unternehmensleitung und der Gewerkschaft entgegenzutreten, die eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um 2,5 Stunden auf 40 Stunden pro Woche vorsieht.

Die Unternehmensleitung konnte den Streik nur dadurch stoppen, dass sie zusagte, die Einführung der verlängerten Arbeitszeiten bis zu weiteren Gesprächen mit der Gewerkschaft nach den Sommerferien zu verschieben. Doch die Konzernleitung hat zugleich klargestellt, dass die 40-Stunden-Woche „nicht zur Diskussion“ steht und in jedem Fall durchgesetzt werden wird.

Die Volvo-Arbeiter sprachen mit unseren Reportern am selben Tag, an dem die Arbeiter von Volvo Trucks in Dublin (Virginia) über eine Vertragsvereinbarung abstimmen, die zwischen der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) und dem Unternehmen getroffen wurde. Die gleiche Vereinbarung hatten sie bereits am Freitag mit mehr als 60 Prozent abgelehnt. Um den korporatistischen Vertrag gegen den Widerstand der Arbeiter durchzusetzen, zwingt die UAW die Belegschaft zu einer erneuten Abstimmung.

„Ich unterstütze die Aktion der Amerikaner“, sagt ein Volvo-Arbeiter. „Wir müssen eine Stimme haben. Wir müssen in der Lage sein zu sagen: Das sind die Regeln.“ In Gent „ist das, was die Firma will, nicht normal“, berichtet er. Die Firma „will, dass wir 40 Stunden arbeiten“, aber „ohne den Lohn für 40 Stunden“.

Nachdem er gehört hat, dass die UAW Arbeitern denselben korporatistischen Arbeitsvertrag vorgelegt hat, den sie bereits abgelehnt haben, sagt Gill, der seit mehr als fünf Jahren in dem Werk arbeitet: „Hier ist es genauso, denn sie [die Gewerkschaft] werden von der Firma bezahlt. Die Gewerkschaft wird von der Firma bezahlt und sie stehen nicht unabhängig auf der Seite der Leute. Wenn man ältere Arbeiter hört, sagen sie, dass die Gewerkschafter früher auch am Band gearbeitet haben. Jetzt haben sie nur noch einen Schreibtisch irgendwo hier im Büroturm.“

„In der Vergangenheit haben sie die Leute gefragt, ob sie mit dem, was die Firma vorschlägt, einverstanden sind“, sagt er. „Jetzt stimmen sie einfach zu, ohne die Leute zu befragen. Vor drei Jahren haben wir am Fließband gestreikt, weil die Arbeitszeiten erhöht und die [Anzahl der] Arbeiter reduziert wurden. Die Gewerkschaft sagte zu uns: ‚Wir werden euch zuhören und euch fragen, wenn es irgendwelche Veränderungen gibt‘, und jetzt haben sie es einfach wieder unterschrieben.“

Als er hört, dass die Autoarbeiter in den USA ihr eigenes Rank-and-File-Komitee gegründet haben, antwortet Gill: „Ja, besser ist es, denn eine Gewerkschaft sollte die Arbeiter vertreten, nicht die Bosse...“

Die gleichen Probleme gebe es „überall auf der Welt“, sagt er, „weil die Bosse Gewinne machen, aber bei den normalen Leuten bleibt es gleich.“ Während weltweit unzählige Menschen am Coronavirus gestorben sind, „läuft die Produktion einfach weiter. Wir hatten zwei Monate, in denen wir zu Hause geblieben sind, aber dann war die Produktion genau so wie vor dem Coronavirus. Nichts hat sich wirklich geändert.“

Zu den streikenden Volvo-Arbeitern in Virginia sagt er: „Ich unterstütze sie, wenn sie dort auf den Beinen sind [und aufstehen]. Unser Streik war auch richtig. Sie wollen, dass wir mehr arbeiten - für das Gleiche.“

„Wir bauen die Autos, die sie wollen; wir produzieren die Gewinne, die sie bekommen.“

„Ich bin seit sieben Jahren hier“, sagt Koen. „Ich bin nicht einverstanden mit der 40-Stunden-Woche. Sie hat einen Einfluss auf unser Leben und die Art, wie wir leben. Normalerweise können wir an einem Freitag früher gehen. Wir organisieren Dinge darum herum.“

Koen erklärt, dass „die Gewerkschaft nicht mit den Leuten über die Pläne gesprochen hat, die sie [mit dem Unternehmen] gemacht haben“. Es handele sich um „ähnliche Probleme“ wie die, mit denen die Arbeiter in den USA konfrontiert seien, sagt er: „Mit ihnen vereint zu sein, wäre großartig.“

Das Kampagnenteam hat außerdem hunderte Exemplare der WSWS-Erklärung „Baut Aktionskomitees auf! Unterstützt den Streik der amerikanischen Volvo-Arbeiter!“ verteilt. Sie ruft dazu auf, für den Streik in Virginia die internationale Unterstützung der Arbeiterklasse zu mobilisieren und ein unabhängiges Aktionskomitee der Volvo-Arbeiter in Gent aufzubauen, um ihren Kampf gegen die Konzernleitung und ihre Verbündeten in den Gewerkschaften auf der Grundlage einer internationalen sozialistischen Perspektive zu organisieren.

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