Perspektive

Folgen der Klimakatastrophe

Mehr als 115 Millionen Menschen in den USA und Kanada von Rauch aus Waldbränden betroffen

New York City ist in Rauch gehüllt, Sicht vom Observatorium auf dem Empire State Building, 7. Juni 2023 [AP Photo/Yuki Iwamura]

Für mehr als 115 Millionen Menschen im Osten der Vereinigten Staaten und in Kanada wurde am Mittwoch eine Warnung vor extrem schlechter Luftqualität herausgegeben. Der Rauch von den großen Waldbränden im Norden Quebecs war bis nach Texas und Florida vorgedrungen.

Die extreme Trockenheit und die Rekordhitze, die auf den vom Kapitalismus verursachten Klimawandel zurückgehen, führen seit Anfang Mai in ganz Kanada zu riesigen Waldbränden. Mittlerweile hat die Gesundheitsgefährdung enorme Ausmaße angenommen.

Aufgrund der Brände in Quebec mussten mehr als 11.400 Menschen ihre Häuser verlassen, ganze Ortschaften wurden komplett evakuiert. Mehr als 460.000 Hektar Wald sind bereits abgebrannt. Bereits jetzt wurden bei den Schäden Rekorde überschritten, die mehr als 30 Jahre Bestand hatten. Dabei wird die Waldbrandsaison noch Wochen andauern.

Zu den am stärksten vom Rauch betroffenen Gebieten gehören die kanadischen Ballungszentren Montreal in Quebec sowie Ottawa und Toronto im Süden Ontarios, Teile des Bundesstaats New York und New York City sowie die Städte Philadelphia und Pittsburgh in Pennsylvania.

In New York City, der internationalen Finanzmetropole, stieg der Luftqualitätsindex (AQI) auf weit über 400. Das ist die schlechteste Luftqualität aller Großstädte der Welt und der höchste Wert, seit die Umweltschutzbehörde (EPA) 1999 mit den Messungen begann.

Für die Regionen Central New York und Eastern Pennsylvania wurde die höchste Warnstufe wegen schlechter Luftqualität ausgerufen, als der AQI-Wert am Mittwochnachmittag über 400 stieg. Alle größeren urbanen Zentren in Pennsylvania, New York, New Jersey und Connecticut meldeten extreme AQI-Werte über 150, was offiziell als gesundheitsschädlich gilt.

Auf Fotos und Videos war die Skyline von Manhattan von dichtem Rauch verdeckt und der Himmel tief orange verfärbt. Aufgrund der stark eingeschränkten Sicht stoppte die Luftfahrtbehörde in New York alle Flüge zum LaGuardia International Airport und verlängerte die Abstände zwischen den Landungen auf dem Newark Liberty International Airport. Die Umweltschutzbehörde von Pennsylvania rief am Mittwoch für den gesamten Bundesstaat die rote Alarmstufe für die Luftqualität aus.

Das Einatmen von Feinstaub aus Waldbränden kann Asthmaanfälle und Herzinfarkte auslösen und langfristig Erkrankungen wie Lungenkrebs begünstigen. Es kann auch den Gesundheitszustand von Personen verschlechtern, die vor kurzem eine Lungenentzündung oder eine Herzmuskelentzündung erlitten haben, was bei einer Corona-Infektion öfters vorkommt. Schlechte Luftqualität ist die Ursache von mehr als sechs Millionen Todesfällen pro Jahr weltweit und gehört damit zu den häufigsten Todesursachen.

Gesundheitsexperten haben eindringlich dazu aufgerufen, Arbeiten und Sport im Freien zu vermeiden und FFP2-Masken zu tragen, wenn sich ein Aufenthalt außerhalb von Gebäuden nicht vermeiden lässt.

Doch weder die Regierungen der USA und Kanadas noch die Regierungen der US-Bundesstaaten oder kanadischen Provinzen haben dazu aufgerufen, in den betroffenen Gebieten hochwertige Atemschutzmasken zu tragen. In New York City und in der gesamten betroffenen Region wurden die Kinder weiterhin zur Schule geschickt. Obwohl der giftige Rauch für Menschen, die in der Landwirtschaft, im Landschaftsbau, auf Baustellen und in Fabriken arbeiten, ganz unmittelbar gefährlich ist, ergingen keine Anordnungen, zu Hause zu bleiben.

Die WSWS erhielt am Dienstagabend und Mittwoch Berichte von Arbeitern des Mack-Trucks-Werks in Macungie, Pennsylvania, dass Arbeiter am Band wegen des Rauchs ohnmächtig wurden und unter Übelkeit und Kopfschmerzen litten, aber die Produktion lief weiter. Trotz der miserablen Luftqualität und Hitze wurde nichts unternommen, um das Werk besser zu belüften oder die Arbeiter mit Schutzmasken auszustatten. Am Mittwoch wurde dann die zweite Schicht gestrichen, weil sich die Lage weiter verschlechterte und sich immer mehr Arbeiter krank meldeten.

In New York City streikten die Beschäftigten bei der Einzelhandelskette Trader Joe’s, weil die Luft so schlecht war, dass sie kaum noch atmen konnten.

Dieser Horror wiederholte sich in zahllosen Unternehmen in den USA und Kanada, wo Millionen gezwungen waren, unter potenziell lebensgefährlichen Bedingungen zu arbeiten.

Wie bei jeder Umweltkatastrophe und auch bei der Pandemie ist der herrschenden Klasse und ihren Politikern der Schutz der Bevölkerung vollkommen gleichgültig. Mögen Massen von Menschen leiden oder sterben, ihnen geht es lediglich darum, die Produktion aufrechtzuerhalten und ihre Profite zu sichern.

Wie zu erwarten haben auch die Gewerkschaftsapparate nichts unternommen, um die Arbeiter zu schützen. Die Gewerkschaftsbürokratie hat dafür gesorgt, dass in der gesamten betroffenen Region die Betriebe weiterlaufen. Die Produktion wurde nur dann eingestellt, wenn die Arbeiter selbst aktiv wurden.

Während der Coronapandemie, die weltweit mehr als 20 Millionen (und in den USA mehr als eine Million) Menschenleben gekostet hat, ist die Bourgeoisie gegenüber dem Leid, das sie der Arbeiterklasse zufügt, noch weiter abgestumpft. Sie hat die elementaren Grundsätze des öffentlichen Gesundheitsschutzes über Bord geworfen und gibt nicht einmal mehr vor, die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen. Zugleich lässt sie die Entwicklung neuer und potenziell gefährlicherer Virusvarianten zu. Die herrschende Klasse hat sich darauf festgelegt, nichts mehr zu unternehmen, sei es gegen eine neue Pandemie oder gegen Massenvergiftungen durch Rauch.

Die weit verbreitete Luftverschmutzung in Kanada und den USA ist ein anschauliches Beispiel für die Auswirkungen der Klimakrise. Wie Wissenschaftler seit langem gewarnt haben, kommt es vermehrt zu Dürreperioden, Überschwemmungen, Waldbränden, Wirbelstürmen und anderen extremen Wetterereignissen. Die Folgen der ungebremsten globalen Erwärmung stehen nicht bevor, sondern sind bereits eingetreten und treffen die Arbeiter in aller Welt.

Letztes Jahr kam es zu den schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte Pakistans. Ein Drittel des Landes wurde überflutet, mehr als 1.700 Menschen starben und über 2 Millionen wurden obdachlos. In Australien gab es 2019/2020 eine katastrophale Buschbrandsaison, bei der Tausende von Häusern zerstört und 34 Menschen unmittelbar getötet wurden. Schätzungsweise 445 Menschen starben an den Folgen einer Rauchvergiftung.

Gleichzeitig werden auf der ganzen Welt immer neue Hitzerekorde gebrochen, von China und Indien bis hin zur Arktis, die sich besonders schnell erwärmt. Das vergangene Jahr war das fünftwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und die letzten neun Jahre gehörten alle zu den zehn wärmsten überhaupt.

Die Vergiftung von Millionen Menschen in den USA löst bei Arbeitern weltweit Sorge und Erschrecken aus. Im Gegensatz zur Gleichgültigkeit der Herrschenden wollen die Arbeiter etwas zur Verteidigung ihrer Gesundheit und ihres Lebens unternehmen. Dazu müssen Organisationen von unten aufgebaut werden, Aktionskomitees, die von den Arbeitern kontrolliert werden und sichere Arbeitsbedingungen durchsetzen.

Und es muss eine politische Bewegung aufgebaut werden, die sich gegen die herrschende Klasse und das kapitalistische System richtet. Während für Krieg unbegrenzte Mittel bereitgestellt werden, werden die soziale Infrastruktur und die öffentliche Gesundheit völlig vernachlässigt.

Zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen, für die es keine nationale Lösung gibt, sind sofortige globale Maßnahmen erforderlich. Nur eine internationale Bewegung der Arbeiterklasse, die alle nationalen, sprachlichen oder sonstigen Grenzen überwindet und sich von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten lässt, wird in der Lage sein, die globale Erwärmung zu stoppen und letztendlich umzukehren. Dazu muss die Gesellschaft auf sozialistische Weise umgestaltet werden, um die Finanzoligarchie, die den Planeten für ihre privaten Interessen zerstört, zu beseitigen und die Macht in die Hände der internationalen Arbeiterklasse zu legen.

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