Bereits wenige Stunden, nachdem Präsident Trump umfassende Zölle gegen den Rest der Welt verhängt hatte, waren die Auswirkungen bei den Autoarbeitern in Nordamerika spürbar, als Stellantis Tausende von Entlassungen in den Werken in den USA, Kanada und Mexiko bekanntgab.
Stellantis kündigte am Mittwoch eine zweiwöchige Schließung seines Kleinbus-Werks in Windsor (Ontario) an, von der 4.500 Arbeiter betroffen sind. Das Stellantis-Werk im mexikanischen Tolouca, in dem 2.600 Arbeiter beschäftigt sind, wird für einen Monat geschlossen und ein anderes in Sautillo für zwei Wochen. In Folge dieser Stilllegungen werden 900 Stellantis-Arbeiter in Zuliefererbetrieben im Raum Detroit sowie in Kokomo (Indiana) entlassen.
Als am Freitag die katastrophalen Auswirkungen der Zölle auf den Welthandel deutlich wurden, stürzten die Aktienmärkte weltweit ab. Der Dow Jones Industrial Average fiel am Freitag um 2.231 Punkte und der S&P 500 um ganze sechs Prozent. In nur zwei Handelstagen wurden Aktienwerte in Höhe von etwa sechs Billionen Dollar vernichtet. Ökonomen von JP Morgan erhöhten ihre Warnungen vor einer globalen Rezession auf eine Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent.
Viele Arbeiter, die von der World Socialist Web Site kontaktiert wurden, waren sich der ernsten Bedrohung der Arbeitsplätze bewusst und äußerten Verachtung über Shawn Fain, den Präsidenten der United Auto Workers (UAW), der Trumps Zollpolitik unterstützt. Der UAW-Chef hat Trumps Handelspolitik fälschlich als arbeiterfreundlich gelobt und behauptet, die Zölle würden Arbeitsplätze schaffen.
Reporter der WSWS sprachen am Freitagnachmittag mit Arbeitern im Stellantis Detroit Assembly Complex-Jefferson in Detroit. Viele erklärten, sie hätten von den Entlassungen gehört und äußerten sich besorgt darüber, dass Fain Trumps ultranationalistische Handelspolitik unterstützt.
Ein Arbeiter sagte: „So etwas wie ein in Amerika hergestelltes Auto gibt es nicht. Wir stellen ein Welt-Produkt her.
Wenn die Gewerkschaft wirklich für Arbeiter wäre, würde sie Trumps Zölle nicht unterstützen. Natürlich werden deshalb Leute entlassen werden.“
Am Sonntag vor einer Wochen bekräftigte Fain seine Unterstützung für Trumps Zölle und behauptete, man könne sie von Trumps reaktionären Angriffen auf Einwanderer und den Massenentlassungen von Bundesbeschäftigten trennen. Tatsächlich sind die Zölle ein zentrales Element von Trumps gesamter ultranationalistischer Agenda und zielen nicht darauf ab, Arbeitsplätze zu schaffen und den Lebensstandard amerikanischer Arbeiter zu verbessern, sondern auf die Vorbereitung eines Weltkriegs gegen die ausländischen Rivalen des US-Imperialismus.
Ein anderer Arbeiter von Jefferson fügte hinzu: „Ich glaube Fain kein Wort. Er ist gewählt worden, jetzt hat er seinen Anteil, wie sie alle. Diese Entlassungen werden nur der Anfang sein.“
Ein Arbeiter aus dem Ford-Michigan-Fertigungswerk, der einen Freund bei der Arbeit in Jefferson abgesetzt hatte, erklärte: „Wir unterstützen die Stellantis-Arbeiter. Wir müssen alle zusammenhalten. Wir müssen etwas gegen Fain unternehmen, er läuft Amok.“
Ein anderer Arbeiter von Jefferson erklärte: „Wir werden die Zölle zu spüren bekommen. Sie werden zu höheren Preisen führen, und die Leute werden sich keine Autos leisten können.“
In anderen Fabriken finden ähnliche Diskussionen statt. Ein Arbeiter bei Mack Trucks in Macungie (Pennsylvania) erklärte: „Als UAW-Mitglied in der Schwerlastwagen-Industrie weiß ich aus erster Hand, dass wir für einige unserer schweren Stahlteile auf die kanadische Fertigung angewiesen sind. Das sind keine Teile, die andere Unternehmen ohne weiteres herstellen können. Ich weiß auch, dass die Hersteller von Lastwagen der Klasse 8 alle auf die gleichen Zulieferer angewiesen sind. Wir und sie werden nicht einfach in der Lage sein, ein amerikanisches Unternehmen anzurufen und zu sagen: ,Wir brauchen dieses Teil so schnell wie möglich.‘
Wir werden weiterhin von unseren regulären Lieferanten bestellen und gezwungen sein, den Importzoll zu bezahlen. Dieser WIRD an den Kunden weitergegeben werden. Die Kunden werden ihre Kosten an ihre Kunden weitergeben. Wir sollten einen fairen Handel mit Ländern wie Kanada betreiben. Wir kaufen Teile von ihnen. Sie kaufen fertige Lastwagen von uns. Ich finde, das war bis vor kurzem eine gute Beziehung.
Mein Auto wurde in Japan hergestellt. Wie wir wissen, sind die Preise für Autos während der Pandemie in die Höhe geschossen, auch für Gebrauchtwagen. Versorgung und Verfügbarkeit waren RIESIGE Themen. Die Zölle werden dabei definitiv nicht helfen. Wenn überhaupt, werden sie wahrscheinlich dafür sorgen, dass es weniger Autos zu kaufen gibt. Wissen Sie was, das wird auch die Preise für amerikanische Autos in die Höhe treiben.“
Ford hat zwar keine Umstrukturierungsmaßnahmen als Reaktion auf die Zölle angekündigt, doch Ford-Vorstandschef Mark Fields erklärte gegenüber CNN: „Die Kosten für Fahrzeuge werden steigen. Das ist einfach Mathematik. Unterm Strich gibt es absolut kein Fahrzeug, das nicht von Zöllen betroffen sein wird.“
Ein Arbeiter des Ford-Lastwagenwerks Dearborn (DTP) erklärte gegenüber der WSWS: „Obwohl wir Millionäre und Milliardäre haben, die sehr reich und scheinbar sehr mächtig sind, braut sich darunter etwas sehr Beunruhigendes zusammen. Amerika kann diese Fassade von Reichtum und Macht nicht aufrechterhalten.
Wenn sie auf der ganzen Welt Krieg führen müssen und anderen ihre Rohstoffe wegnehmen, um ihren Lebensstil aufrechtzuerhalten, ist es nicht überlebensfähig. Sie können nicht von einer Lüge leben, die sich durch unrechtmäßig erworbene Gewinne verjüngen muss. Uns steht eine große Katastrophe bevor.“
Ein Kollege bei DTP fügte hinzu: „Die Zölle kosten bereits jetzt Arbeitsplätze. Ich habe gehört, das Stahlwerk bei Rouge hat viele Leute entlassen. Wir werden hier ein großes Problem haben. Es ist Wahnsinn, was Trump macht.
Alles ist eine Kombination aus Teilen, Komponenten und Elektronik aus der ganzen Welt. Teile werden, zum Beispiel, von China hierher und dann wieder zurück verschifft und dann muss man zwei- oder dreimal oder öfter 25 Prozent Zoll zahlen, jedes Mal wenn sie eine Grenze überschreiten.
Die Oligarchen sind sich alle einig, dass die Arbeiterklasse dafür zahlen muss. Was wir durchmachen, ist ihnen egal. Sean Fain bekommt 274.000 Dollar im Jahr. Er behauptet, Zölle würden amerikanische Arbeitsplätze retten, aber das tun sie nicht.“
Er sprach über den Verrat im Autotarifkampf 2023 und die betrügerischen „Stand-Up-Streiks“, bei dem die meisten Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen blieben und Gewinne für die Autokonzerne produzierten: „Shawn Fain hat diesen Tarifvertrag durchgesetzt. Die Entlassungen begannen gleich nachdem der Vertrag unterzeichnet war. In Rev C wurden zwei Schichten sofort entlassen. In diesem Gebäude ist das am schlechtesten geführte Ford-Werk, das ich je gesehen habe.
In der Welt, in der wir leben, wird man ausgequetscht, bis man platt wie ein Pfannkuchen ist. So fühlt man sich. Wahrscheinlich fühlen sich alle im Werk so.
Am Freitag hatten wir nicht genug Leute, also haben sie die Teamchefs mitarbeiten lassen. Sie sagen über Funk: ,Wir brauchen noch eine Kraft‘ – ,Wir brauchen fünf Kräfte‘– ,Wir brauchen hier drüben sieben Kräfte‘.
Man ist bloß eine Kraft. Es wird wirklich stressig, weil der Maschinenbetreiber das Material nicht bekommt. Es könnte sich vielleicht am falschen Ort befinden. Und der Manager fängt an zu brüllen, und die Leute fangen an, sich gegenseitig anzuschreien.
Man bekommt 20 Minuten Pause und ist so erschöpft von dem Stress und der Spannung. Wenn Leute kündigen, wird es noch schlimmer.
Wenn ich in den Supermarkt gehe, sehe ich, dass sie zu wenig Personal haben, und zwingen die Leute immer mehr zu machen, fünf Sachen gleichzeitig. Das ist zu viel, und so geht es allen.
Das geschieht alles, damit es den Oligarchen zugutekommt.“