Laut ukrainischen, südkoreanischen, US-amerikanischen und europäischen Regierungsvertretern hat Nordkorea bis zu 12.000 Soldaten nach Russland geschickt, um dessen Streitkräfte im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Nach einer Ausbildung im Fernen Osten Russlands wurden nun Tausende von ihnen in das Kriegsgebiet in der russischen Region Kursk verlegt. Die Region ist nach der Offensive im August, die von Washington und seinen Nato-Verbündeten unterstützt wurde, noch immer teilweise von ukrainischen Truppen besetzt.
Andrij Kowalenko, der oberste ukrainische Beamte zur Desinformationsbekämpfung, behauptete am Montag, ukrainische Truppen hätten in Kursk zum ersten Mal auf nordkoreanische Soldaten geschossen. Laut der Financial Times hat ein anonymer hochrangiger ukrainischer Geheimdienstmitarbeiter den Militäreinsatz bestätigt, aber keine Details genannt.
Da es keine Beweise dafür gibt, wo genau sich die nordkoreanischen Truppen befinden, wie viele es sind, welche militärische Rolle sie spielen und ob sie tatsächlich beschossen wurden, kursieren zahlreiche Spekulationen und eine Menge Desinformation. Es scheint jedoch kaum Zweifel daran zu geben, dass sich nordkoreanische Soldaten in Russland befinden. Russische Regierungsvertreter haben ihre anfänglichen Dementis zwar weitgehend fallen gelassen, die Anwesenheit der Truppen aber noch nicht bestätigt.
Der russische Präsident Wladimir Putin bestätigte die Anwesenheit der Truppen indirekt. Er erklärte auf die Frage nach einem Video, das vom südkoreanischen Geheimdienst veröffentlicht wurde und angeblich nordkoreanische Soldaten beim Training im russischen Fernen Osten zeigt, er habe „nie daran gezweifelt, dass die nordkoreanische Führung ihre Abkommen mit uns ernst nimmt“. Während seines Besuchs in Nordkorea im Juni schloss Putin eine „umfassende strategische Partnerschaft“ mit Pjöngjang über „gegenseitige Unterstützung im Falle von Aggression gegen eine der Parteien“.
Die USA haben die Entsendung der nordkoreanischen Truppen als Vorwand genommen, um ihre Propaganda gegen Russland zu verschärfen. Verteidigungsminister Lloyd Austin bezeichnete die Präsenz der Nordkoreaner im Krieg als „sehr ernste“ Eskalation mit Auswirkungen auf Europa und Asien. Der Sprecher des nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, erklärte, die nordkoreanischen Truppen seien „Freiwild“, wenn sie im Kampf gegen ukrainische Truppen eingesetzt würden.
Im UN-Sicherheitsrat forderte der amerikanische UN-Botschafter Robert Wood am Montag Auskunft darüber, ob sich nordkoreanische Truppen in Russland aufhalten. Die russische stellvertretende UN-Botschafterin Anna Ewstignejewa antwortete: „Wir sind hier nicht vor Gericht. Und die Frage der Vereinigten Staaten im Sinne eines Verhörs werde ich nicht beantworten.“
Washingtons Vorwürfe der „Eskalation“ sind völlig heuchlerisch angesichts der Tatsache, dass die USA und die Nato systematisch immer wieder ihre eigenen „roten Linien“ überschritten und der Ukraine Kampfpanzer, Artillerie, Kampfflugzeuge und Raketen für einen Krieg geliefert haben, der zunehmend im Pentagon und in den Nato-Hauptquartieren geplant und gesteuert wird.
Die Ukraine hat die Präsenz der nordkoreanischen Truppen ausgenutzt, um erneut zusätzliche militärische Unterstützung von den USA und ihren europäischen Verbündeten zu fordern. Präsident Wolodymyr Selenskyj behauptete am Montag, in der Region Kursk seien 11.000 nordkoreanische Soldaten stationiert und erklärte: „Wir verzeichnen eine Zunahme der nordkoreanischen Truppen, aber leider keine Zunahme der Reaktion unserer Partner.“
Auch Südkorea wird weiter in den US/Nato-Konflikt mit Russland hineingezogen. Der südkoreanische Außenminister Cho Tae-yul und der EU-Außenpolitikbeauftragte Josep Borrell trafen sich am Montag in Seoul, verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die nordkoreanische Truppenstationierung „auf das Schärfste“ und äußerten Besorgnis darüber, dass Russland helfen könnte, Nordkoreas militärische Kapazitäten zu stärken, insbesondere durch die Bereitstellung von Atom- oder Raketentechnologie.
Die Denkfabrik European Council on Foreign Affairs schrieb in einem Kommentar auf ihrer Website: „Die Stationierung nordkoreanischer Truppen an der russischen Front bedeutet eine fundamentale Veränderung in Europas sicherheitspolitischen Beziehungen zu Ostasien.“ Die Europäer sollten drauf reagieren, indem sie „nicht nur ihre Unterstützung für die Ukraine ausweiten, sondern auch die sicherheitspolitischen Beziehungen zu Südkorea stärken“. Dabei könnten sie auf Borrells Besuch in Seoul aufbauen.
Solche sicherheitspolitischen Beziehungen mit Südkorea „müssen mit verbesserter geheimdienstlicher Kooperation beginnen“, doch die große Frage für die Europäer wäre es, „Südkorea davon zu überzeugen, die Ukraine zu bewaffnen“. In Wirklichkeit leistet Südkorea der Ukraine bereits tödliche Militärhilfe.
Während Nordkorea für die Lieferung von Raketen, Granaten und anderen Rüstungsgütern an Russland verurteilt wird, hat Südkorea die dezimierten Bestände der USA an 155-mm-Granaten aufgefüllt und die Ukraine damit indirekt bewaffnet. Nach den südkoreanischen Außenhandelsgesetzen ist der Verkauf von tödlichen Waffen in aktive Konfliktgebiete verboten.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Während die USA und ihre Verbündeten den Krieg gegen Russland in der Ukraine weiter eskalieren, werden die globalen Dimensionen des Konflikts immer deutlicher. Es handelt sich keineswegs um einen isolierten Krieg in Osteuropa, sondern um eine Front in einem sich anbahnenden Weltkrieg. Die zweite Front ist im Nahen Osten bereits voll im Gange und richtet sich besonders gegen den Iran. Die Einbindung von Verbündeten der USA wie Südkorea und Japan in den Ukraine-Konflikt erfolgt in einer Situation, in der die USA ihren Wirtschaftskrieg und die Vorbereitungen auf einen Krieg gegen China eskalieren.
In außenpolitischen und strategischen Kreisen Washingtons wird immer offener über die Notwendigkeit der Vorbereitung auf einen Dritten Weltkrieg gegen die so genannte „Achse der Herausforderung“ aus Russland, China, dem Iran und Nordkorea diskutiert.
Die Washington Post veröffentlichte am 27. Oktober einen Kommentar mit dem Titel „Nordkoreanische Truppen in Russland bedeuten einen Schritt näher zum Konflikt auf der ,Weltinsel‘“. Er stützt sich auf die zentrale strategische Bedeutung Eurasiens, der Weltinsel, wie sie der geostrategische britische Denker Halford Mackinder im 19. Jahrhundert entwickelt hat.
Der Autor, der Analyst Nicholas Eberstadt von der rechten Denkfabrik American Enterprise Institute, erklärte: „Es gibt jetzt eine koordinierte Herausforderung für die bestehende, von den USA geführte Sicherheitsordnung, die sich vom Nahen Osten über Eurasien bis zum Fernen Osten erstreckt... Wir müssen verstehen, dass der Krieg in Gaza und im Libanon gegen Israel, der von iranischen Stellvertretern geführt wird, im Grunde der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist, ebenso wie der Krieg in Taiwan, den China zu einem von Peking gewählten Zeitpunkt beginnen könnte. Es ist alles eins.“
In Wirklichkeit provoziert und eskaliert vor allem der US-Imperialismus den Krieg gegen Russland in der Ukraine, bewaffnet Israels Völkermord in Gaza und unterstützt seine Ausweitung auf das Westjordanland, den Libanon und den Iran. Amerika befeuert gefährliche Krisenherde in Asien, vor allem in Taiwan, um China zu einem Krieg im indopazifischen Raum zu provozieren.
Die skrupellose Politik der USA ist ein Versuch, ihren historischen Niedergang durch militärische Aggression auszugleichen und ihre globale Hegemonie – die „bestehende, von den USA geführte Sicherheitsordnung“ – zu verteidigen, die die Menschheit in einen katastrophalen Konflikt zwischen Atommächten stürzt. Nur das politische Eingreifen der Arbeiterklasse kann die Gefahr eines nuklearen Armageddon verhindern. Dazu muss sie eine vereinte internationale Antikriegsbewegung aufbauen, um das kapitalistische System abzuschaffen, das die Hauptursache für geopolitische Spannungen und Krieg ist.